Biodiversität in Schillers Garten

Franz Schubert und die Jenaer Frühromantik

Herbstkurs Romantik vom 7. bis 9. September 2023 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Biodiversität in Schillers Garten
Foto: Dr. Ekkehart Kusch (Markdorf)

                      »Durch alle Töne tönet
                        Im bunten Erdentraume,
                        Ein leiser Ton gezogen,
                        für den, der heimlich lauschet.«
                                                             (Friedrich Schlegel: Die Gebüsche)

In den Jahren 1818 bis 1820 hat sich Franz Schubert intensiv mit der Dichtung und der Ästhetik der frühen Romantik auseinandergesetzt. 1818 beginnt er damit, Gedichte eines Zyklus zu vertonen, der in Jena entstanden ist: Friedrich Schlegels Abendröthe, erschienen in dem berühmten Musen-Almanach für das Jahr 1802, der auch Gedichte von Ludwig Tieck sowie geistliche Lieder von Novalis enthält. 

Im Rahmen des diesjährigen Herbstkurses Romantik untersuchen wir Schlegels Gedichtzyklus und seine Vertonung in verschiedenen Annäherungen und mit dem Ziel einer Integration der unterschiedlichen disziplinären Perspektiven (literaturwissenschaftlich, philosophisch und musikwissenschaftlich). Wir vergleichen Schlegels Abendröthe mit Friedrich von Hardenbergs (Novalis) Hymnen an die Nacht (1800), die Schubert ebenfalls beschäftigt haben.

Der interdisziplinär orientierte Kurs richtet sich an Studierende wie Promovierende der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar. Wenn Sie teilnehmen möchten, bewerben Sie sich bitte bis zum 31. Juli 2023 mit einem kurzen Schreiben unter der Email-Adresse: romantikforschung@uni-jena.de.

Der Herbstkurs findet als Kooperationsveranstaltung zwischen der Forschungsstelle Europäische Romantik, Schillers Gartenhaus und dem Bereich »Musik« der Universität statt.

Leitung und Organisation: Helmut Hühn und Sebastian Krahnert

 

Mitwirkende:

Sebastian Krahnert, Dirigent
Sebastian Krahnert studierte in Dresden und Weimar und leitet als Universitätsmusikdirektor der Friedrich-Schiller-Universität Jena neben der Akademischen Orchestervereinigung den Universitätschor. Außerdem dirigiert er das Akademische Orchester Erfurt und ist als Pianist ein gefragter Kammermusikpartner und Liedbegleiter. Konzertreisen führten ihn in viele europäische Länder und nach Japan.

Benedikt Kristjánsson, Tenor
Der Tenor Benedikt Kristjánsson ist in Húsavík, Island geboren. Seinen ersten Gesangsunterricht erhielt er mit 16 Jahren bei seiner Mutter Margrét Bóasdóttir an der Reykjavík Akademie für Gesang. Er studierte bei Prof. Scot Weir an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« Berlin und besuchte Meisterkurse bei Peter Schreier, Christa Ludwig, Elly Ameling, Robert Holl, Andreas Schmidt und Helmut Deutsch.

Mit seiner außergewöhnlichen Tenorstimme und seiner klaren Diktion ist er ein weltweit gefragter Bach-Interpret. Er sucht aber auch gern das Experiment: 2019 gewann er einen Opus Klassik, weil er alle Rollen der »Johannespassion« alleine sang, 2022 gab er im Rahmen des Beethovenfestes in Bonn 24 Stunden lang Schuberts »Winterreise« in Schleife. 

Seine Debüt-CD »Drang in die Ferne« ist bei dem Label GENUIN im Jahr 2019 erschienen, mit Liedern von Franz Schubert und Isländischen Volksliedern a capella. Die CD wurde nominiert in der Kategorie »Vokal Musik« bei den International Classical Music Awards (ICMA), und in der Kategorie »Lieder-CD des Jahres« bei OPUS Klassik.

Benedikt Kristjánsson singt Schubert und spricht Novalis

Zu einem besonderen Liederabend lädt Universitätsmusikdirektor Sebastian Krahnert am Samstag, dem 9. September, 20.00 Uhr in die Aula der Friedrich-Schiller-Universität Jena ein. Auf dem Programm steht Franz Schuberts Auseinandersetzung mit der Jenaer Frühromantik. Im Dialog von Klavier und Singstimme erklingen Schuberts Vertonungen von Gedichten Friedrich Schlegels und Friedrich von Hardenbergs (Novalis).

Plakat: Benedikt Kristjánsson singt Schubert und spricht Novalis
Plakat: Benedikt Kristjánsson singt Schubert und spricht Novalis
Grafik: Sebastian Krahnert

Aus Schlegels poetischem Zyklus Abendröthe, der wie die Geistlichen Lieder von Novalis in dem berühmten Musen-Almanach für das Jahr 1802 erschien, komponierte Schubert zwischen 1819 und 1823 neun Lieder, die in ihrer wunderbaren Empfindungs- und Ausdruckskraft die romantische Erfahrung von Natur zur Darstellung bringen:

„Alles scheint dem Dichter redend, / Denn er hat den Sinn gefunden; / Und das All ein einzig Chor, / Manches Lied aus Einem Munde.“ („Tiefer sinket schon die Sonne …“).

Im zweiten Teil des Konzerts werden Novalis’ Hymnen an die Nacht zu Gehör gebracht, die im Jahr 1800 in der von den Brüdern Schlegel herausgegebenen Zeitschrift Athenäum erschienen und Schubert 1820 zu seiner Nachthymne („Hinüber wall’ ich …“): inspirierten: Eine ekstatische Vision, in der die Grenzen zwischen Tag und Nacht, Leben und Tod aufgehoben sind und „unendliches Leben“ sich fühlbar macht.

Im abschließenden dritten Teil erklingen Geistliche Lieder des Novalis, die Schubert im Jahr 1819 vertonte. Sie sprechen ‒ im innigen Verhältnis zu Christus ‒ von Liebe und Schmerz, von Tod und Erlösung. 

„Meinen Liedern gebt die Aufschrift: Probe eines neuen, geistlichen Gesangbuchs“, schrieb Novalis am 31. Januar 1800 an Friedrich Schlegel.

Der isländische Tenor Benedikt Kristjánsson ist einer der gefragtesten klassischen Sänger unserer Zeit. Er gehört zu den herausragenden Bachsängern der Gegenwart und weiß mit seinen Aufführungen von Werken der romantischen Liedtradition international zu begeistern.