Quittenblüten in Schillers Garten

Friedrich Christian Delius: Die sieben Sprachen des Schweigens (2021). Gedenkveranstaltung

Die Gunst des Augenblicks 2022 –​ Prosa der Gegenwart
Quittenblüten in Schillers Garten
Foto: Ariane Ludwig
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Deutsch
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Die sieben Sprachen des Schweigens (Cover)

Bild: Rowohlt

»Irgendwann wirst du diese Augenblicke neu erschaffen und erschreiben, und dann wird es egal sein, wie viele Minuten ihr wirklich durch Jena gelaufen seid […] wenn es dir nur gelingt, die Modalitäten des Schweigens zu erfassen, die euch begleitet haben, und in Sprache zu bringen, was euch stumm werden ließ.«

Aus: Die Sieben Sprachen des Schweigens

Lesung mit Mona Vojacek Koper (München). Moderation: Helmut Hühn.

Am 30. Mai dieses Jahres ist der vielfach ausgezeichnete Schriftsteller Friedrich Christian Delius (1943-2022) gestorben. Als letzte seiner Buchveröffentlichungen zu Lebzeiten erschien im September 2021 im Hanser Verlag der Band Die sieben Sprachen des Schweigens. Die versammelten Erzählungen berühren elementare Lebenserfahrungen und verdichten sie zu einem großen Text über das Widerspiel von Schweigen und Sprechen.

Das Schweigen erscheint, wie der Klappentext des letzten Bandes festhält, »als Ausgangspunkt und Angelpunkt allen Sprechens und Meinens«. Delius vergegenwärtigt in der titelgebenden Erzählung einen Spaziergang durch Jena im Mai 2003: Mit einer Schriftstellerreisegruppe besucht er zu Zeiten des Irakkrieges Schillers Gartenhaus:

»An jenem Maitag des Jahres 2003 hätte ich nichts dagegen gehabt, noch ein wenig länger in Schillers Garten zu bleiben, auf dieser aus der Gegenwart geschnittenen Insel, und nach der Besichtigung des Hauses, zu betreten mit einer Eintrittskarte noch aus DDR-Zeiten für 0,50 MDN, überstempelt mit 1 DM, und ein zweites Mal mit 2 EURO, eine weitere Runde auf den Wegen entlangzuschlendern ‒

Oder auf einer der Bänke zwischen Beeten und Rasen, Hecken und Blumenstauden die Beine auszustrecken oder mich vielleicht doch an den Steintisch zu setzen, wo vor etwa zweihundert Jahren die Freunde Goethe und Schiller ›so manches gute und große Wort miteinander gewechselt‹ hatten ‒ […]«

Wenig redend und viel schweigend geht er anschließend mit und neben dem Dichter Imre Kertesz zum Essen in das »Hotel Schwarzer Bär«. Die Erzählung, die die Schauspielerin Mona Vojacek Koper am 1. September 2022 im Rahmen einer Gedenkveranstaltung für F.C. Delius um 19.30 Uhr in Schillers Gartenhaus vorträgt, umkreist die verschiedenen Formen und Gründe des Schweigens, seine Vorzüge wie seine Nöte.

Die Einführung und die Moderation übernimmt Helmut Hühn.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Der Autor Friedrich Christian Delius

Foto: Jürgen Bauer

Friedrich Christian Delius (1943 – 2022), in Rom geboren und in Hessen aufgewachsen, lebte seit 1963 in Berlin. Seine Erzählungen und Romane machen ihn zu einem der bedeutendsten deutschen Autoren der Gegenwart. Friedrich Christian Delius wurde unter anderem mit dem Fontane-Preis, dem Joseph-Breitbach-Preis und dem Georg-Büchner-Preis geehrt. Zuletzt erschienen der Roman Wenn die Chinesen Rügen kaufen, dann denkt an mich (2019) und der Erzählungsband Die sieben Sprachen des Schweigens (2021).

Mona Vojacek Koper

Foto: Luis Zeno Kuhn

Mona Vojacek Koper, 1992 in Los Angeles geboren, studierte 2013 bis 2017 an der Otto Falckenberg Schule in München Schauspiel. Von 2018 bis 2021 war sie festes Ensemblemitglied am Theaterhaus Jena. Dort ist sie weiterhin als Gast tätig, aber lebt und arbeitet zudem in München. Regelmäßig spielt Mona Vojacek Koper Rollen in Film und Fernsehen und entwickelt und realisiert mit »hashtagmonike« und als Solokünstlerin eigene performative Projekte.